Blackboxen (blackboxing): Das Unsichtbarmachen von Arbeit durch ihren Erfolg. […] Ursprünglich bezogen auf Wissenschaft und Technik, wird der Begriff hier auf ästhetische Artefakte ausgedehnt. In: Renate Grau, Ästhetisches Engineering: Zur Verbreitung von Belletristik im Literaturbetrieb. Transcript, 2006. |
Der Begriff der Blackbox, wie ihn die Psycholinguisten verwenden, entstammt den Anfängen der Fotografie: In dem 'schwarzen Kasten' wurde auf eine für den Nichteingeweihten mysteriöse Weise Licht auf ein Trägermedium, die Fotoplatte, gebannt; das Immaterielle verwandelte sich in etwas Fassbares, ohne dass der visuelle Eindruck verloren ging. Die Psycholinguistik entlieh den Terminus, um jenen Vorgang im menschlichen Gehirn zu beschreiben, der die Wörter der Sprache in bildliche Vorstellung verwandelt und umgekehrt.
Eine gelungene Übersetzung erfordert einen zweifachen Blackbox-Vorgang: die Dekodierung sämtlicher im Originaltext vorliegender Information in ein mentales Bild und die anschließende erneute Kodierung dieses Bildes in der Zielsprache. Nur auf diese Weise lässt sich eine von der Ausgangssprache losgelöste, akzentfreie Übersetzung erstellen. Das Ergebnis ist ein Text, der sich liest, als sei er von vornherein in der Zielsprache abgefasst worden - ein Anspruch, den ich an jede meiner Übersetzungen stelle.